"Mit dem Aussterben der letzten noch auf der Elbe tätigen Berufsfischer wird das über Jahrhunderte gesammelte Fachwissen verlorengehen und in Vergessenheit geraten" (Zitat:
Die Buttjolle, 1993).
„Der Elbbutt“ ist die reich illustrierte Geschichte der Fischerei auf der Niederelbe, gewürzt mit herzhaften Erzählungen und deftigen Rezepten. Aufbereitet wurden mehr als 500 Literaturquellen
und ca. 1000 Fotos sowie eine Vielzahl von Dokumenten, Archiven, Briefen, Bildern und mündlichen Überlieferungen, die vom Aufstieg, der Blüte und dem Rückgang der Elbfischerei zeugen. Das Buch
soll einen Einblick in die Welt der lokalen Fischerei zu Beginn des 20. Jahrhunderts geben und dabei ein ökologisches Grundverständnis vermitteln. Eine wichtige historische Informations-quelle
für unsere Studie bildet die Hamburger Fischereizeitung „Der Fischerbote“ (Jahrgänge 1909-1940) mit einer vielschichtigen Berichterstattung aus dem Leben der Fischer. Fischereibiologische
Untersuchungen liegen aus dem 18. Jahrhundert vor. Sie werden ergänzt durch Beobachtungen aus der Fischerei, die zeitlich weiter zurückgehen und wichtige Rückschlüsse auf den Zustand der
Fischbestände erlauben. Alte Chroniken zurück bis 1625 konnten erst bearbeitet werden, nachdem die alten Schriften erstmals in eine für uns lesbare Schrift übertragen und alte Begriffe übersetzt
worden sind. Informationen über die Fischerei im 20. Jahrhundert haben uns in langen Gesprächen ehemalige Elbfischer, deren Angehörige und andere Zeitzeugen zur Verfügung gestellt. Im "Elbbutt"
haben wir diese vielfältigen Informationen zu einem möglichst anschaulichen Bild zusammengefügt. Im Hinblick auf aktuelle wissenschaftliche Frage-stellungen ergeben die in diesem Buch
zusammengetragenen Informationen ein Bild über die ursprüngliche ökologische Situation der Elbe, wie es beispielsweise die EU-Wasserrahmenrichtlinie oder Verfahren zur Fahrrinnenanpassung
erfordern.
Die Niederelbe ist der Bereich der Tideelbe zwischen Hamburg und Cuxhaven. Typische Fischerorte, in denen Elbfischerei betrieben wurde, waren dort Altenwerder, Finkenwerder und Seestermühe an der
Krückau. Der einstige, heute unvorstellbare Fischreichtum in der Elbe führte um 1870 zu einer Blüte der Elbfischerei. Deren Rückgrat war der Fang der Wanderfische, vor allem von Stör, Lachs und
Elbschnäpel. Spezielle Netze wurden für den Fang der verschiedenen Fischarten entwickelt. Parallel zur Industrialisierung erfuhr die bis dahin noch weitgehend unbelastete Elbe zunehmende
Beeinträchtigungen durch Abwassereinleitungen, Gewässerausbau und Schifffahrt. Die Ballung der Menschen in Hamburg führte zu einer unstillbaren Nachfrage nach Frischfisch. Folglich stieg
die Anzahl der Fischer, die Fangtätigkeit wurde immer weiter ausgedehnt und es wurden effektivere Fangmethoden entwickelt. Die zunehmenden menschlichen Eingriffe in den Strom führten trotz
verzweifelter Gegenwehr zu einem so starken Rückgang der Bestände von Stör und Lachs, dass diese seit Beginn des 20. Jahrhunderts als ausgestorben gelten. An deren Stelle entwickelten sich Butt
und Aal zu den Brotfischen der Elbfischerei. Als auch diesen Fischereizweigen der Niedergang drohte, setzten sich die Fischer massiv zu Wehr. Die bedrohten Fischbestände erholen sich aber erst
allmählich durch die Rücknahme von Abwassereinleitungen und Verbesserungen von Gewässer-
strukturen. Während heute wieder die überwiegende Zahl der Fischarten in der Elbe anzutreffen ist, gehören Fischmengen, wie sie bis zum 19. Jahrhundert auftraten, jedoch vermutlich für immer der
Vergangenheit an.
Gliederung
1.1 Die Niederelbe - Lebensraum im Übergang vom Süßwasser zum Meer 13
1.1.3 Die Brackwassergrenze im Interesse von Hamburger Gelehrten. 14
1.2 Der unermessliche Fischreichtum der Niederelbe und der Elbbutt 17
2 Bewohner in der Niederelbe - Kleines Handbuch der Fischkunde. 19
2.1 Die Ordnung der Fische. 20
2.2 Die Fischarten und Fischgemeinschaften. 21
2.2.5 Elb- oder Nordseeschnepel 33
2.2.9 Maifisch (Finte, Alse) 38
2.2.17 Hering und Scholle zu Besuch in der Niederelbe. 46
3 Bewohner an der Niederelbe – Die Fischer in Altenwerder und Finkenwerder 48
3.1 Die Insel Gorieswerder – ein Spielball der Mächte. 48
3.2 Fluten und Deichbau - die Elbe nimmt, die Elbe gibt 52
3.3 Von der Landwirtschaft, der Fischerei und und der Fischer Fahje in Finkenwerder 53
3.4.2 Fischer und ihre Boote in Altenwerder – Liegeplätze auch im Eis. 61
3.4.3 Neuhof und seine Fischer 61
3.5 Fischer in Finkenwerder 68
3.5.1 Wohnen mit dem Boot vorm Haus und die Fischer Fahje und Hoge. 68
3.5.2 Die Fischerfamilie Hustedt – ein Mann namens Peter Butt 72
4 Die Fischerei auf der Niederelbe. 77
4.1 Elbfischerei als Teil der Küstenfischerei 78
4.2 Seefischerei – die Blankeneser und Finkenwärder Fischer verlassen die Elbe. 87
4.3 Fischereigerechtsame und wechselnde Obrigkeiten. 89
4.4 Organisierung der Fischer 95
4.4.1 Hamburger Fischerei-Verein. 96
4.4.2 Verein der Berufsfischer Sitz Altona von 1899. 97
4.4.3 Altenwerder Fischerei-Verein. 97
4.4.4 Fischereigenossenschaft Niederelbe und Fischereivereine Glückstadt und Krückau. 98
4.4.5 Küstenfischer-Genossenschaft Finkenwärder 100
4.4.6 Verband der Berufsfischer der Niederelbe. 101
4.4.7 Wurfnetzfischer-Verein für Hamburg und Altona. 101
4.4.8 Ever-Kasse von Blankenese und die Familien Bohn und Breckwoldt 102
4.4.9 Schiffsversicherungs Kasse der Fischer zu Altenwerder und Neuhof 103
5.1 Fanggeräte – Netze, Garn oder Goorn. 107
5.1.1 Stell- und Treibnetze (Buttgarne) 112
5.1.3 Zugnetze (Saiden) (Seih) 120
5.1.7 Wurfnetz – Smietnett im Hamburger Hafen. 134
5.1.10 Pöddern oder Peddern. 138
5.2 Herstellung und Pflege der Fanggeräte. 140
5.3 Die Fischereihäfen von Neuhof, Altenwerder und Finkenwärder 143
5.4.3 Verzeichnis der typischen Niederelbe-Fischereifahrzeuge - Kennungen. 152
5.4.4 Pflege der Fahrzeuge und der Segel 156
6 Beim Fang - Wer konnte wo, wann, was und womit erbeuten? Fangplätze, -zeiten und -methoden.. 160
6.1 Fangplätze und Fangzeiten. 160
6.2 Garnfischerei auf Butt 162
6.3 Aalfischerei der Seestermüher Fischerfamilie Wulf 166
6.4 Altenwerder Aalfischerei 169
6.5 Seestermüher Buhnenfischerei 171
6.6 Heringsfischerei – Überraschungsbesuch in der Elbe. 173
6.7 Glückstädter Störfischerei auf der Elbe – auch die Oste hat Stör 176
6.10 Wurfnetzfischerei – Im Hafen wimmelt es von Smietnettfischern. 182
6.12 Büttmoken – Bergen von Strandgut 190
6.13 Der letzte Fang - den gebliebenen Elbfischern zum Gedenken. 192
7 Absatz des Fanges - Eigenversorgung und Fischmarkt 199
7.2 Fischmärkte von Hamburg und Altona. 202
8 Zeitspiegel von Ökologie und Ökonomie - Fischerei der Niederelbe. 208
8.1 Lachs und Stör - die großen Fische des 19. Jahrhunderts. 209
8.1.1 Stör - Der Kaviar wird dem Stör zum Verhängnis. 209
8.1.2 Lachs - Wer mag noch Lachs essen?. 212
8.2 Butt und Aal - die Brotfische des beginnenden 20. Jahrhunderts. 218
8.2.1 Butt - Mit dem Buttpedden allein ist es nicht mehr getan. 219
8.2.2 Kaulbarsch – Sturensuppe für Leckermäuler 222
8.2.3 Aal - Junge Aale reisen ins Ausland. 223
8.2.4 Stint - Apsteins Untersuchung der Köderhamen-Fischerei 226
9 Ursachen des Rückgangs der Fischerei 235
9.1 Stromregulierungsmaßnahmen in der Niederelbe. 235
9.3 Überfischung – Enge Maschen sind der Ruin für Jungfische. 254
9.4 Wollhandkrabbe – und andere kampfeslustig Feinde der Fischer 257
10 Maßnamen gegen den Rückgang.. 262
10.1 Bestandsschutz -„Speisefisch-Fischerei“ 263
10.1.2 Lachs – Erhalt und Vermehrung. 267
10.2 Die Fischer setzen sich zur Wehr - in Bestandsschutz. 271
12 Nachwort – Der Wiederaufstieg.. 288
13.1 Literatur - Quellen über die Lüttfischerei 289
13.1.2 Neuer Literatur nach 1940 - Ergänzende Veröffentlichungen, insbesondere Chroniken 292
13.2 Quellen des Bilderarchivs. 293
13.3 Protagonisten und ihre Familien. 294
* Nanny Riedel-Lorjé syn. Dr. Dipl.-Biol. Jeannette-Cornelie Riedel-Lorjé - Senior Scientist. Schwerpunkt: Naturhistorische Studien zur Unterelbe
** Dipl. Biol. Karin Lüdemann - Wissenschaftsbüro Dipl.-Biol. Karin Lüdemann, Hamburg. Schwerpunkte: Fischereibiologie und Wissenschaftskoordination
*** Kompanie - Elbfischer und deren Familien, Heimatforscher und Experten in Bibliotheken und Archiven
Der Elbbutt